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04.03. @JVA Chemnitz: Drinnen und draußen – Hand in Hand!

4. März 2023 – 16:00 - 18:00

Aufruf zur Kundgebung vor der Frauen-JVA Chemnitz des anarchistisch feministischen Anti-Knast-Bündnisses – 4. März 2023, 16:00 Uhr

[English below]

Kurz vorm internationalen Frauenkampftag oder feministischen Kampftag, dem 8. März, rufen wir für den 4. März 2023 von 16 bis 18 Uhr zu einer Kundgebung vor der Frauen-JVA Chemnitz auf.

Seit 2016 bestehen Kontakte zwischen gefangenensolidarischen Gruppen und inhaftierten Frauen und queeren Menschen der JVA Chemnitz. Und seit 2017 organisieren wir jährlich diese Demo. Seit der Inhaftierung von Lina finden unterm Jahr außerdem weitere, kleinere Kundgebungen für Lina und die anderen Gefangenen statt, die wir auch unterstützen. Wir möchten nun auch dieses Jahr den Feministischen Kampftag zum Anlass nehmen, um unsere Solidarität mit den inhaftierten Frauen und queeren Menschen in der JVA zu zeigen.

 

Denn erstens gibt es genug Menschen in Haft, die wie wir für die Befreiung der Frau und von queeren Menschen eintreten. So schreibt eine Gefangene aus Aichach in ihrem Grußwort für die Kundgebung vor der JVA Chemnitz vom 17. Dezember 2022: „Liebe Feministinnen, liebe Teilnehmer, ich bin selber in einer JVA in Haft und ich finde es gut, dass sich das weibliche Geschlecht stark macht für Gleichbehandlung und Gleichstellung in der Gesellschaft. Auch bin ich froh, dass Frauen, die dazu stehen, eine Frau zu lieben, in der Öffentlichkeit auf keinen Fall mehr diskriminiert werden. Es klingt so einfach auf dem Papier. In der Umsetzung hapert es noch etwas.“

Und zweitens gehören die inhaftierten Frauen der JVA Chemnitz zu den am meisten unterdrückten Frauen in unserer Gesellschaft. Sie sind ihrer Freiheit und vieler Möglichkeiten beraubt und tragen dennoch oft die Verantwortung für Kinder und Familie. Sie arbeiten in Vollzeit in verschiedenen Betrieben, z. B. in der Wäscherei und auch für Abnehmer:innen und Kund:innen draußen (schaut gerne mal auf die Seite des Justizministeriums: www.gitterladen.de), aber erhalten nur 1 bis 2 Euro die Stunde. Langstrafer:innen arbeiten über viele Jahre, aber diese Zeiten werden ihnen bei der Rente nicht anerkannt. Sie kommen aus gewaltvollen Verhältnissen und Abhängigkeiten von Männern; im Knast erleben sie aber die Gewalt des Staates und werden durch die Isolation noch abhängiger gemacht. Sie haben große Probleme mit ihrer psychischen und körperlichen Gesundheit, aber die medizinische Versorgung ist vollkommen unzureichend, gerade in der JVA Chemnitz. Sie wollen leben und zu oft müssen sie sterben, so wie Sophie, die sich im August 2021 das Leben nahm, und erst vor wenigen Monaten Caro, die kurz nach Ihrer Entlassung an einer Überdosis starb.

„Gerechte Strafe“, meinen manche zynisch. Doch zum einen soll die angeblich „gerechte Strafe“ nach den Gesetzen des Staates der Freiheitsentzug unter ansonsten gleichen Lebensbedingungen sein, nicht zusätzliche Ausbeutung, Erniedrigung und medizinische Unterversorgung. Und zum anderen sind wir der Ansicht, dass das Wegsperren und Brechen einzelner Menschen nicht die sozialen Probleme löst, die die Kriminalität hervorbringen. Wir halten das Gefängnis vielmehr für eine brutale und unmenschliche Einrichtung, die abgeschafft gehört.

Es gibt aber auch in der JVA Chemnitz immer Gefangene, die sich gegen dieses ungerechte System wehren und sich für sich und ihre Mitgefangenen einsetzen. Von 2016 bis 2020 organisierten sich viele Inhaftierte in der Gefangenen-Gewerkschaft. Im September 2017 protestierten 40 Gefangene mit einem anderthalbstündigen Sitzstreik im Gefängnishof gegen die Kürzung der Aufschlusszeiten. Zu Beginn der Pandemie, im April 2020, unterzeichneten 70 Inhaftierte einen Forderungsbrief an die Anstaltsleiterin. Letztes Jahr haben Gefangene Unterschriften gegen den Anstaltsarzt gesammelt. Dabei können sie auf Unterstützung von draußen zählen, zum Beispiel in Form der häufigen Solidaritätskundgebungen vor der JVA.

Der Staat reagiert darauf immer wieder mit Repressalien. Seien es die Zensur der Post und wiederholte Zellenrazzien gegen engagierte Inhaftierte sowie Strafverlegungen und Einschluss nach dem Sitzstreik oder die Angriffe der Polizei auf die zwei ersten Solidaritätsdemos zur JVA in den Jahren 2017 und 2018.

Kommt zu unserer Demo und zeigen wir gemeinsam, dass wir uns davon nicht beeindrucken lassen. Zeigen wir auch unseren Freund:innen, Mitstreiter:innen, Schwestern, Töchtern und Müttern in Haft, dass wir an ihrer Seite stehen. Wir werden Grußworte von Gefangenen hören, Musik spielen und tanzen sowie Postkarten an inhaftierte Frauen schreiben.

Erst zur Kundgebung vom 17. Dezember 2022 lasen wir die folgenden Worte von Nancy, einer langjährigen Freundin und engagierten Gefangenen aus der JVA Chemnitz: „Du kannst gerne von mir sagen an alle in Haft: Steht endlich auf und kämpft gegen die Ungerechtigkeit, die ihr tagtäglich erlebt, und habt auch genug Rückgrat, auch nach Rückschlägen, weiter für eure Rechte einzustehen. Und an alle draußen: Vergesst eure Freunde, Mütter, Väter und Geschwister nicht hinter diesen Mauern, weil ihr seid die Kraft, die wir brauchen, um täglich aufrecht zu gehen!“

Feministisches Antiknast-Bündnis

 

Hard Facts:

Was: Anarchistisch Feministische Antiknast Kundgebung
Wann: 04.03.2023, 16:00 – 18:00 Uhr
Wo: JVA Chemnitz, Thalheimer Straße 29, 09125 Chemnitz

Es wird eine gemeinsame Zuganreise aus Dresden und Leipzig nach Chemnitz geben. Mehr Infos folgen später. Bringt eure Freund:innen und Fahnen und Transpis mit zur Kundgebung!

 

Call for a rally in front of the Chemnitz Women’s Prison of the anarchist feminist anti-prison alliance – March 4, 2023, 4:00 p.m.

Shortly before the international women’s struggle day or feminist struggle day, March 8, we call for a rally in front of the Chemnitz Women’s Prison on March 4, 2023 from 4 to 6 pm.

Since 2016, there have been contacts between prisoner solidarity groups and imprisoned women and queer people at Chemnitz Prison. Since 2017, we have been organizing this demonstration every year. Since Lina’s imprisonment, there have also been other, smaller rallies for Lina and the other prisoners during the year, which we also support. We would like to take the Feminist Day of Struggle as an opportunity to show our solidarity with the imprisoned women and queer people in the prison.

 

First of all, there are enough people in prison who, like us, stand up for the liberation of women and queer people. For example, a prisoner from Aichach writes in her greeting for the rally in front of Chemnitz Prison on December 17, 2022: “Dear feminists, dear participants, I myself am in prison in a detention center and I think it’s good that the female gender stands up for equal treatment and equality in society. I am also glad that women who admit to loving a woman are no longer discriminated against in public by any means. It sounds so simple on paper. In implementation, it still lacks a bit.”

And secondly, the incarcerated women of Chemnitz Prison are among the most oppressed women in our society. They are deprived of their freedom and many opportunities and yet often bear the responsibility for children and family. They work full time in different factories, e.g. in the laundry and also for customers outside (have a look at the website of the Ministry of Justice: www.gitterladen.de), but receive only 1 to 2 Euro per hour. Long-time prisoners work for many years, but this time is not recognized in their pensions. They come from violent backgrounds and dependencies on men; but in prison they experience the violence of the state and are made even more dependent through isolation. They have major problems with their mental and physical health, but medical care is completely inadequate, especially in Chemnitz Prison. They want to live and too often they have to die, like Sophie, who took her own life in August 2021, and just a few months ago Caro, who died of an overdose shortly after her release.

” Fair punishment,” some cynically think. But for one thing, the so-called “just punishment” under the laws of the state is supposed to be deprivation of liberty under otherwise equal living conditions, not additional exploitation, humiliation, and medical shortages. And second, we believe that locking away and breaking individuals does not solve the social problems that create crime. Rather, we believe prison is a brutal and inhumane institution that should be abolished.

However, there are always prisoners in Chemnitz Prison who resist this unjust system and stand up for themselves and their fellow prisoners. From 2016 to 2020, many prisoners organized themselves in the prisoners’ union. In September 2017, 40 prisoners staged an hour-and-a-half-long sit-in in the prison yard to protest cuts to lockup hours. At the beginning of the pandemic, in April 2020, 70 prisoners signed a demand letter to the prison director. Last year, prisoners collected signatures against the prison doctor. They can count on support from outside, for example in the form of the regular solidarity rallies in front of the prison.

The state repeatedly reacts to this with repressive measures. Whether it is the post censorship and repeated cell raids against dedicated detainees as well as punishment transfers and lockdown after the sit-in or the attacks of the police on the two first solidarity demonstrations to the prison in 2017 and 2018.

Come to our demo and let’s show together that we will not be intimidated by this. Let’s also show our friends, fellow prisoners, sisters, daughters and mothers in prison that we stand by their side. We will hear greetings from prisoners, play music and dance, and write postcards to imprisoned women.

Just for the rally on December 17, 2022, we read the following words from Nancy, a long-time friend and dedicated prisoner from Chemnitz Prison: “You can gladly say from me to everyone in prison: finally stand up and fight against the injustice you experience every day, and also have enough backbone, even after setbacks, to continue to stand up for your rights. And to everyone outside: don’t forget your friends, mothers, fathers and brothers and sisters behind these walls, because you are the strength we need to walk upright every day!”

Feminist Anti-prison Alliance

 

Hard Facts:

What: Anarchist Feminist Anti-prison Rally.
When: 04.03.2023, 16:00 – 18:00
Where: JVA Chemnitz, Thalheimer Straße 29, 09125 Chemnitz

There will be a collective train travel from Dresden and Leipzig to Chemnitz. More information will follow later. Bring your friends and flags and banners to the rally!

Details

Datum:
4. März 2023
Zeit:
16:00 - 18:00
Veranstaltungskategorien:
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