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19.07. die plattform: Vortrag und Diskussion zu einer 3. anarchistischen Förderation
19. Juli 2019 – 19:00 - 21:00
> Veranstaltungstext kurz
Auch wenn die anarchistische Bewegung im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren wieder stärker wird, schafft sie es nicht gesellschaftliche Relevanz zu erlangen. Warum dies so ist und welche Lösungsvorschläge es gibt, soll Thema des Vortrags sein. An dieser Stelle wollen wir genauer auf das Konzept des “Plattformismus” eingehen – eine spannende anarchistische Strömung, die interessante Ansätze zur Weiterentwicklung des deutschsprachigen Anarchismus bietet.
…. in Dresden? Zum Kontext:
Dresden ist in der radikalen Linken eher bekannt für seine großen rechten Demonstrationen und wird so auch oft pauschal abgestempelt. Die Stadt hat allerdings auch einer der kontinuierlichsten anarchistischen Strukturen zu bieten, welche es im deutschsprachigen Raum gibt. So gibt es z.B. mit Unterbrechungen seit vielen Jahren libertäre Tage, welche vor einigen Jahren sicherlich zu den größten Events des deutschsprachigen Anarchismus zählten. Aktuell gibt es ein sehr umtriebiges und vielseitig aufgestelltes Syndikat der Freien Arbeiter*innen Union (fb: Allgemeines Syndikat Dresden), welche beispielhafte Arbeit leistet und über diverse Untersektionen ein sehr breites Feld an anarchosyndikalistischer Aktivitäten bedient. Besonders spannende Ansätze sind hier sicherlich die Jugendgruppe Schwarze Rose sowie die in der Sächsischen Schweiz agierenden und an die FAU angegliederten Schwarz-Roten Bergsteiger*innen, welche einer der wenigen Strukturen aus der anarchistischen Bewegung sind, welche kontinuierliche Aufbauarbeit auf dem Land betreiben. Über die FAU hinaus gibt es mit dem Anarchist Black Cross Dresden auch eine eigene Antirepressionsstruktur sowie mit dem Anarchistischen Netzwerk Dresden, welches Radiosendungen produziert, unterschiedliche Aktionen startet und außerdem mit dem Circle-A ein eigenes Blatt heraus gibt, ein verbindenes Element innerhalb der Bewegung. Gleichzeitig gibt es aber natürlich wie fast überall auch hier Probleme. Mit einem Blick, welcher eher von außen kommt, haben wir z.B. ein Fragezeichen, was die diesjährige anarchistische 1. Mai Demonstration in Dresden angeht, welche lediglich von 30 Menschen besucht war. Es gab wohl parallel stattfindene Proteste gegen AfD- und NPD-Mobilisierungen. Dennoch sind 30 Menschen auf einer öffentlich beworbenen und angemeldeten Demonstration einfach schwach. Wir vermuten, dass es kein Ausdruck davon ist, dass es nur 30 Anarchist*innen in Dresden gibt. Die Frage ist für uns dann aber in solchen Fällen: Woran lag es dann?
Umso gespannter sind wir darauf einen noch tieferen Einblick in die aktuelle Verfasstheit der Bewegung vor Ort zu bekommen. Die Veranstaltung findet im malobeo (Cafe und Bibliothek) statt, welches eine eigene Räumlichkeit der Bewegung ist.
Wir freuen uns schon auf euch!
> Veranstaltungstext lang
Die anarchistische Bewegung befindet sich in den letzten Jahren wieder in einem kontinuierlichen, wenn auch langsamen Aufbauprozess. Immer mehr anarchistische Gruppen entstehen, sie werden langlebiger und viele von ihnen haben sich in der strömungsübergreifenden Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA-IFA) zusammengefunden. Auch die anarchosyndikalistische Basisgewerkschaft Freie Arbeiter*innen Union verzeichnet ein stetiges Wachstum und hat mittlerweile sogar selbstbewusst einige kleinere Arbeitskämpfe führen und teilweise auch gewinnen können.
Gleichzeitig gibt es so viele Massendemonstrationen in Deutschland zu unterschiedlichen Themen wie schon länger nicht mehr: Für das Klima und den Hambacher Forst, für eine Seebrücke nach Europa, gegen die neuen Polizeigesetze, gegen den Rechtsruck und zu guter Letzt der feministische Streik am 8. März. Ein Großteil dieser Kämpfe orientiert sich an den demokratischen Spielregeln und ist damit kaum in der Lage politische Forderungen durchzusetzen sowie echten Druck von unten aufzubauen. Dennoch sind es überfällige Zeichen dafür, dass sich die Menschen nicht mit der voranschreitenden autoritären Formierung, der Zerstörung unserer Lebensgrundlage sowie der Rücknahme erkämpfter Freiräume und Rechte zufrieden geben wollen.
In dieser Situation, in der viele Menschen sensibilisiert und mobilisiert sind, schafft es die anarchistische Bewegung nur schlecht oder teilweise gar nicht Einfluss zu nehmen; Einfluss zu nehmen auf die sozialen Kämpfe, auf die Massendemonstrationen unserer Zeit. Doch genau eine solche Einflussnahme wäre äußerst wichtig. Nicht als Avantgarde oder Verschwörungzirkel, um die entsprechenden Bewegungen zu kontrollieren oder zu lenken. Sondern in gezielter, strategisch und inhaltlich klarer Beteiligung an diesen Kämpfen. Der Anarchismus bietet eine Fülle an spannenden Anregungen für die sozialen Bewegungen und andersherum können die sozialen Bewegungen auch uns in unterschiedlicher Weise bereichern.
Wir denken es ist wichtig, dass wir uns besser aufstellen und in der Gesellschaft bedeutsamer werden. Viele Defizite innerhalb der anarchistischen Bewegung stehen uns dabei im Weg. Deswegen wird ein Teil unseres Votrags sich einerseits mit einer Kritik an der Bewegung befassen und andererseits Lösungsvorschläge für diese entwerfen.
Darüberhinaus werden wir unseren neuen Organisierungsansatz für eine dritte anarchistische Föderation erläutern. Zur Einleitung werden wir kurz darlegen: Was ist Plattformismus/Especifismo? Abschließen werden wir mit einem Ausblick auf die kommenden Schritte unserer Organisation, bevor wir dann zu einer spannenden Diskussion mit euch übergehen. Am Ende eröffnen wir euch die Möglichkeit mit uns zusammen die lokale Organisierung der plattform in deiner Stadt voran zu treiben!
Kommt vorbei, es wird vor allem ein strategisch spannendes Gespräch über Fragen, die uns alle betreffen und die wegweisend sind für den Verlauf der gesellschaftlichen Entwicklung, welche wir in Richtung soziale Revolution beeinflussen wollen.