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6.4. Radio: Gedenken an Jorge João Gomondai
6. April 2020 – 18:00 - 19:00
Jorge João Gomondai war ein junger mosambikanischer Vertragsarbeiter, der aufgrund eines rassistisch motivierten Angriffs am 06. April 1991 in Dresden starb.
Trotz Ausgangsbeschränkungen könnt ihr beim Vorbeilaufen am Jorge-Gomondai-Platz Blumen, oder eine politische Botschaft hinterlassen.
Als Ersatz für den Mahngang gibt es eine Coloradio Sondersendung:
Die Sendung ist heute 18 Uhr live im Stream oder auf den UKW-Frequenzen 98,4 MHz und 99,3 MHz zu hören.
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Der damals 28-jährige war am 31. März 1991 gegen 4 Uhr früh am damaligen Platz der Einheit (heute Albertplatz) in die Straßenbahn eingestiegen. In der Bahn wurde er von rechten Skinheads angegriffen und kurz darauf blutend von der Tramfahrerin neben den Gleisen liegend gefunden. Jorge Gomondai starb eine Woche später an seinen schweren Kopfverletzungen.Vor Gericht konnte nicht abschließend geklärt werden, ob Jorge Gomondai von den rechten Skinheads aus der fahrenden Straßenbahn gestoßen wurde oder aus Angst vor den aggressiven Tätern aus der Tür sprang.
Auch 29 Jahre nach der Tat sind Antisemitismus, Rassismus und rechtsmotivierte Gewalt in unserer Gesellschaft und dazu gehörigen institutionellen Strukturen tief verwurzelt. Menschen müssen täglich fürchten, beleidigt, angegriffen und diskriminiert zu werden.
Anlässlich des Gedenkens wird am Montag bei ColoRadio Dresden eine Sondersendung ausgestrahlt. Zivilgesellschaftliche Akteur*innen aus Dresden sprechen über den rassistischen Angriff auf Jorge Gomondai, die Kontinuität rassistischer Einstellungsmuster sowie Unterstützungsmöglichkeiten für Betroffene rassistischer und rechter Gewalt.
Mit dabei: RAA Sachsen Opferberatung, Dresden Postkolonial, Afropa e.V. und Ausländerrat Dresden und Anarchistisches Netzwerk Dresden (AND)
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15 Jahre später, vor 14 Jahren, am 6. April 2006 wurde Halit Yozgat das letzte Todesopfer der NSU-Mordserie. Er wurde in seinem Internetcafé in Kassel durch zwei gezielte Kopfschüsse ermordet. Besondere Brisanz erhielt der Fall durch die Anwesenheit des Verfassungsschutzmitarbeiters Andreas Temme am Tatort. Erst ein 2015 bekannt gewordener Originalmitschnitt eines abgehörten Telefonates belegt, dass Temme 2006 vorab über den Mord an Halit Yozgat informiert war.
Ob und inwieweit Temme in das Verbrechen involviert war, ließ sich nicht klären, nicht zuletzt, weil ihn seine Vorgesetzten und die gesamte Geheimdienstbehörde schützten. Selten treten Verquickungen zwischen staatlichen Akteure*innen und Neonazis so offensichtlich zutage wie im Fall Halit Yozgat. Zudem liefen alle Ermittlungen zu den Morden des NSU (jenes rechtsterroristischen Netzwerkes, das eine maßgebliche Basis in sächsischen Nazistrukturen hatte) in leere, weil die Behörden keinen der Hinweise auf rassistische Hintergründe der Taten verfolgten und sich ihre Ermittlungen im Gegenteil auf rassistische Vorannahmen stützten.
Rassimus war, ist und bleibt ein problem – in Dresden, Kassel und überall in Deutschland. Lasst uns heute den Opfern rassistischer Gewalt gedenken und daran erinnern, dass Rassimus in dieser Gesellschaft nach wie vor fest verankert ist:
in den Köpfen der Menschen
in den Gewalttaten von Neonazis
im Handeln staatlicher Institutionen
Eine Veranstaltung des Anarchistischen Netzwerk Dresden
https://and.notraces.net/2020/04/05/radioveranstaltung-wir-erinnern-an-jorge-joao-gomondai/#more-2332
Außerdem: HEUTE 20 Uhr
FSK – Freies Sender Kombinat
Nicht schon wieder, nicht immer noch – Faschismus in Deutschland
Die Ereignisse auf der Faschismusskala für Deutschland seit unserer vorletzten Sendung überschlagen sich: die Morde in Hanau, die Wahl in Thüringen, Anschläge auf ShishaBars und Personen, die als nicht-deutsch eingelesen werden, die brutale Schlieung der EU-Außengrenzen in Griechenland und die Aussetzung des Asylrechts – Nazis und faschistische Politik überall.
Für uns hängen diese Themen alle zusammen und werden in ihrer Gesamtheit diskutiert und analysiert. Dazu haben wir wie immer Gäste eingeladen, die uns verstehen helfen und mit denen wir überlegen, wie das alles aufgehalten werden kann.